Die Erkrankung Lipödem ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung. Das Krankheitsbild wurde im Jahr 1945 von Allen und Hines zum ersten Mal beschrieben. Es ist gekennzeichnet von einer verstärkten Fettgewebsneubildung und von schmerzhaften Beinen. Es sind fast ausschliesslich Frauen betroffen. Die Erkrankung führt zu einer schweren Beeinträchtigung des täglichen Lebens und zu psychosozialen Belastungen. Krankheitsbeginn ist häufig zwischen dem Pubertätsalter und dem 30igstem Lebensjahr. Situationen mit starken hormonellen Einflüssen wie z.B. Schwangerschaft oder Prämenopause lösen u.a. das Krankheitsbild aus. Die genaue Ursache der Erkrankung ist bis heute noch unklar.
Die überproportionale Ablagerung des Unterhautfettgewebes betrifft v.a. die Beine und Arme, mit Aussparung der Füße, der Hände und des Rumpfes. Diese dysproportionale Fettverteilungsstörung verläuft in unterschiedlichen Stadien ab. Eine familiäre Belastung wird in den meisten Fällen angegeben.
Das Lipödem ist keine seltene Erkrankung mehr. Es werden jedoch auch aufgrund der hohen Aufmerksamkeit über die Medien viele Fehldiagnosen gestellt. Es ist wichtig, dass das Lipödem von anderen Fettgewebserkrankungen wie der Adipositas, der symmetrischen Lipohypertrophie und der Dercum-Krankheit abgegrenzt wird. Eine richtige Diagnose wird über eine gute Anamnese und Untersuchung gestellt.
In der Entstehung des Krankheitsbildes wird davon ausgegangen, dass vor der Fettgewebsneubildung eine Störung im Lymphsystem und eine Störung in der Mikrozirkulation vorlag. Diese zunächst nicht symptomatische Abflussstörung des Lymphsystems führt schleichend über entzündliche Prozesse zur Fettgewebsneubildung. Das Lipödem damit ist neben dem Fettgewebe auch eine Gefäßerkrankung mit Beteiligung des Lymphsystems und der Mikrozirkulation.
In ca. 60-80 % der Fälle haben die Patientinnen mit einem Lipödem eine Schilddrüsenunterfunktion, meistens eine Hashimoto-Thyreoiditis und ein chronisches Erschöpfungssyndrom. Weitere häufige Auffälligkeiten sind Magen- und Darmprobleme sowie neu aufgetretene Unverträglichkeiten. Es finden sich häufig ein Vit. B12- , ein Eisen- und Selenmangel. Manche Patienten haben im Labor chronisch erhöhte Entzündungswerte, die sich nicht erklären lassen.
Das Krankheitsbild Lipödem betrifft sehr viele Frauen und der erhöhte Leidensdruck mit Schmerzen und der ungünstigen Körperverformung wird leider in der heutigen Zeit scharmlos ausgenutzt. Die Liposuktion wird häufig damit geworben, dass nach der Fettabsaugung die Erkrankung geheilt ist. Diese Aussage ist bedauerlicherweise nicht richtig, denn die Ursachen sind beim Lipödem bis heute nicht bekannt und das Fettgewebe kann sich nach der Liposuktion zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder zurückbilden. Unser erfolgreiches Therapiekonzept basiert auf ein konservatives Vorgehen, welches auf Patientinnen mit einem Lipödem im Stadium I und II ausgerichtet ist.
Wir betrachten das Krankheitsbild in der Therapie nicht alleine über das erkrankte Fettgewebe. Das Fettgewebe ist der Endzustand dieses Krankheitsbildes und es sollte zu Beginn nicht der Endzustand behandelt werden, sondern die Veränderungen, die zu diesem Endzustand geführt haben. Die Hauptprobleme beim Lipödem sind das Fettgewebe, die Lymphabflussstörung und die chronischen Entzündungsprozesse.
Aus der mehrjährigen Behandlung mit Lipödempatientinnen konnte ein erfolgreiches Therapiekonzept aufgestellt werden, welches den Patienten aktiv mit einbezieht.
Eine Liposuktion kann danach optional an bestimmten Körperpartien erfolgen.
Die Therapiedauer nimmt ein Jahr in Anspruch. Wir erreichen eine Gewichtsreduktion, ein Muskelaufbau und eine deutliche Steigerung der Lebensqualität. Eine Liposuktion kann optional danach ergänzend an bestimmten Körperpartien erfolgen.